Liebe Bundesschwestern, liebe Bundesbrüder, verehrte Gäste,

 

 nach dem letzten Wintersemester habt ihr es noch einmal mit mir zu tun und wiederum geht es um den Anlass des Festes, das wir heute feiern. Anders als bei Maria Immaculata werde ich euch heute aber nicht mit theologischen Fragen quälen, sondern es wird um eine reale Person gehen.

 

 Warum ist diese Folie schwarz-rot-gold eingerahmt? Weil der heilige Bonifatius nicht nur der Patron unserer Unitas, sondern neben dem Erzengel Michael und dem heiligen Konrad auch der Patron Deutschlands ist. Dennoch ist er vergleichsweise wenig bekannt, was man allein daran sehen kann, dass der Name Bonifatius in Deutschland extrem selten ist, was nicht etwa eine Modeerscheinung ist, sondern nie anders war. Dies unterscheidet uns von vielen anderen europäischen Ländern, wenn man etwa bedenkt, wie viele Tschechen Václav, Wenzel heißen, wie viele Polen Stanislaw und wie viele Spanier eine der Formen des Namens Santiago, Jakob, als Vornamen haben.

 

 Wer aber war dieser unbekannte Patron unseres Landes und unseres Verbands?

 

 In einer Burschenprüfung vor einigen Jahren sagte der Prüfling, er sei der Patron der Bierbrauer – was zwar stimmt, doch dies allein ist nicht der Grund dafür, dass unsere Gründerväter ihn zum Verbandspatron wählten.

 

 Zuerst einmal möchte ich sagen, was er nicht ist: Er ist nicht der Eisheilige Bonifatius, obwohl er tatsächlich etwas mit ihm zu tun hat. Der heutige Eisheilige lebte, wenn überhaupt, 500 Jahre vor dem Mann, dessen Fest wir heute begehen.

 

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 Am ehesten kennt man die Geschichte, als Bonifatius eine dem germanischen Wettergott Donar geweihte Eiche fällte. Wenn wir diese Tat heute betrachten, fragt sich, ob man ihn deshalb verehren soll. Als die Taliban in Afghanistan jahrhundertealte Buddhastatuen sprengten, sah es die Welt mit Ekel und im Grund muss man fragen, was Bonifatius anderes tat.

 

 Allerdings muss man auch die zeitlichen Umstände betrachten. Für Bonifatius wie für seine Gegner war es durchaus realistisch, dass ein tatsächlich existierender und mächtiger Gott sich eine solche Tat nicht gefallen lassen würde. Bonifatius ging also eine Art Wette mit seinen Gegnern ein, durch die er beweisen wollte, dass ihre Götter machtlos waren.

 

 Weniger bekannt ist, dass Bonifatius mehrere Bistümer gegründet und neu organisiert hat, darunter etwa Würzburg und Regensburg. Anders als man aufgrund der Geschichte von der Donareiche annehmen möchte, kam Bonifatius nicht in ein völlig heidnisches Gebiet, wohl aber in eines, in dem die Kirche in einem chaotischen Zustand war. Er organisierte die Kirche im Frankenreich mit Unterstützung des Papstes und eines Teils der weltlichen Fürsten neu.

 

Der Vortrag hat vier Teile, die ich Ihnen und euch nun zeigen werde.

 

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